1. Schwarzwald Winter Challenge / Rolf Droste und Fabian Mohr

Die Sektkorken und Böller-Reste vom vergangenen Jahreswechsel sind grade eben erst aufgeräumt worden, als bereits der Startschuss zur Rallye-Saison 2018 fiel.

So trug es sich vom 11. bis 13. Januar 2018 zu, dass sich ein bunter Querschnitt aus der Rallye-Szene das kleine Örtchen Durbach im Ortenaukreis als Treffpunkt auserwählt hatte. Verabredet hatte man sich zur ersten Auflage der Schwarzwald Winter Challenge. Eine Erstveranstaltung also. Aber mit unbestritten hochkarätiger Besetzung.

Schon die Schlagzeile verrät, dass niemand geringerer als Walter Röhrl in den 3 Tagen die Teilnehmer begleiten würde. Gepaart mit einer Oldtimer-affinen Veranstaltungsleitung in Form von Dominik Müller, sowie einer renommierten Größe als Rallyeleitung, Herrn Karl-Heinz Schott.

Die Zeit außerhalb vom Auto verbrachten die Teilnehmer im ersten Oldtimer-Hotel Deutschlands. Das Hotel Ritter in Durbach besticht nicht nur mit seiner langen Tradition, dem weitläufig guten Ruf als Wellness-Oase sondern auch durch das mehrfach ausgezeichnete Restaurant. Die Rallye bezeichnet sich selbst als „bitte nicht durchgehend erst zu nehmende Veranstaltung“. Doch was genau war damit gemeint?

Treffpunkt Flugplatz Offenburg. Donnerstag Nachmittag. Abnahme von Fahrzeug und Dokumenten sowie ein erstes Kennenlernen mit Walter Röhrl während der obligatorischen Fahrerbesprechung liegt hinter uns. Das mit rund 40 Fahrzeugen belegte und damit ausgebuchte Teilnehmerfeld reihte sich ordentlich und neben dem Flugfeld des überschaubaren Geländes auf. Die Disziplin lautete „Einweisung und Fahrertraining und anschließende Prüfung mit Walter Röhrl“. Im nachfolgenden als „Hütchen schubsen“ genannt.

Ein rund 1km langer Parcours, gespickt mit Hütchen, war zu umrunden. Eine Referenzzeit wurde vorgegeben. Sie wurde vor Ort von Herrn W.R. höchstpersönlich auf einem historischen Zuffenhausener vorgegeben. Die strikte Ansage des Reglements, so dicht wie möglich an diese Richtzeit zu gelangen, ohne sie dabei zu unterbieten, sorgte für allerlei Gelächter. Was für Herrn W.R. nur leichtes Gaspedal-Streicheln war, bedeutete für ALLE anderen nur eins: Drauf den Socken und Schluss mit Lustig.

Die gut gemeinten Ratschläge vom Weltmeister waren natürlich direkt am ersten Hütchen schon wieder vergessen. Es wurde fröhlich gelenkt, gequietscht, geschubst, gedreht. Alleine 20 Porsche zählte das Feld. Ein paar bunt beklebte und wild röhrende Volvos, Lancias, BMWs, Käfer, Mercedes wurden durch nur zwei Opel aufgemischt. Die Wertung zählte zwar nur gesondert, sorgte aber direkt für den ersten aha-Effekt. Sieg für das Team Droste/Mohr. Und der zweite Opel nur knapp dahinter. So kann es weitergehen.

Strategien und Schlachtpläne waren hier wie nur selten absolute Nebensache. Beim sehr gemütlichen Abendessen im Hotel wurde die Küche zum Buffet. Spätestens jetzt war allen klar: Das hier wird, nein ist etwas ganz besonderes und lohnt die Anreise auf jeden Fall. Auch wenn der Schnee leider ausblieb. Aber dies sei schon jetzt vorweg genommen. Der Spaß hat darunter keinesfalls gelitten.

Nächster Tag. Erster Wertungstag. Start um 9 Uhr auf dem Festplatz. Lichtschranken. Zum warmwerden nicht schlecht. Gefahren wurde über wunderbar gelegene und für einen Freitag sehr leere Strecken entlang des Schwarzwaldes. Gefordert wurde in den folgenden Prüfungen auch das harmonische Zusammenspiel des Teams im Auto. Disziplin Schnitt-Fahren mit geheimen Zwischenzeitnahmen. Winklige Nebenstrecken machen da selbst einen niedrig anmutenden Schnitt zur Herausforderung. Nur wenige Kilometer weiter gibt es eine Orientierungsaufgabe. Fahren nach Karte über knapp 50km mit Kontrollposten. Viele Kolonnen verabredeten sich. Wir nutzten die Gelegenheit, das Können des Fahrers, die Leistung des Wagens und die Breite der Strecken für ein paar vorsprungbringende Manöver sowie die erfolgreiche Ausbildung des instabilen Fahrzustandes für Fortgeschrittene.

Es folgte das Sahnestückchen des Tages. Stichwort: „Hütchen schubsen.“ Walter zuerst. Dann der Rest. Wie gestern. Nur ohne Hütchen. Ist ja eng genug. Ach ja. Wo? Auf einer Kartbahn. Zwei Runden. Unter Beobachtung von ordentlich Publikum. „Na klar, Rolf. Die sind natürlich nur wegen uns hier! Was für eine Frage. Und jetzt konzentrier dich gefälligst. Es geht los. Drei, Zwo, Eins, Los!“ Es dauerte keine zwei Kurven. Unterbrochen von schnaufenden Pausen hieß es nur von nebenan: „Die Achse ist zu lang! Die Achse ist viel zu lang!“ Ich verstehe nur Bahnhof. Er soll froh sein, dass er überhaupt eine hat. Weiter geht’s. „Recht, macht zu. Links innen anfahren und rautragen lassen.“ So wie ich es klugscheißerisch vorsingen soll. Kann ich gut, vom Schleudersitz aus. Gelobt hat er mich zwischendurch nicht einmal. Nur wieder dieses: „Die Achse ist zu lang! Die Achse ist viel zu lang!“ Ach wie gut, dass ich nicht nachtragend bin. Handgestoppt waren wir nur 4 Sekunden hinter dem Publikumsmagneten. Nicht schlecht, dafür das irgendwas mit der Achse nicht zu stimmen scheint. Egal. Ein paar weitere, wirklich sehr schön gelegene und abwechslungsreiche Streckenkilometer weiter, gespickt mit Disziplinen Schnitt-Fahren, Lichtschranken, Hütchen schubsen, nähern wir uns dem Tagesziel. Schloss Staufenberg. Gleich neben dem Hotel. Und nur so ganz nebenbei: Ein wirklich goldener Tipp für jeden Liebhaber guter Küche in tollem Ambiente mit gratis Postkarten-Panorama. Nicht nur im Sommer eine Reise wert. Wirklich traumhaft!

 

Noch einen Gin-Tonic an der Bar. Oder auch zwei. In der netten Runde kein Problem.

Der nächste Tag. Letzter Tag. Den Festplatz kennen wir. Die Prüfung noch nicht. Ein paar Mal irgendwie im Kreis. Als eine der ersten Startnummern steht man immer extrem unter Beobachtung. Fehler werden von der Menge tobend verfolgt. Da sind wir mit Nummer 30 sehr gut bedient. Außer Hinz und Kunz auf Ihrem Traktor ist dann niemand mehr zum jubeln vor Ort. Fehlerfrei geht es weiter. Zwar gibt es heute keine Karte zum Nachweis der Orientierungsfähigkeiten des Teams, jedoch die bekannte und sehr abwechslungsreiche Mischung aus Sollzeit, Schnitt und Hütchen. Kurz vor dem heutigen Tages Höhepunkt wartete die Sommer-Rodelbahn auf uns und alle anderen Teilnehmer. Moment mal. Sommer Rodelbahn? Finde den Fehler! …. Genau! Sommer! Hallllloooo! Wir haben Winter. Zwar ohne Schnee, aber trotzdem saukalt. Disziplin: Als Team reinhocken, anschnallen und runter rutschen. „Auf der Geraden wirst du geblitzt und alles über 40km/h gibt Bestpunkte.“, so war die Instruktion vom Bahnchef am Start. „Das hier ist der Bremshebel, lieber Rolf. Mutige brauchen den aber erst im Ziel!“ Okay. Rauf geht’s mit dem Schleppseil. An uns vorbei stets kreischende Teams. Und auch gestandene Mannbilder brüllen hier wie in Ihrer Jugend . Höhepunkt erreicht. Runter mit der Schwerkraft. Na super. „Rolf, Pfoten weg von der Bremse. Vollgas!“ Gefühlt haben wir die Schallmauer gleich mehrfach durchbrochen. Der gefrorene Rotz in der Nase bestätigt uns in dieser Annahme. Im Ziel die Ernüchterung. Knapp 37. Ich frage noch nach. „37 was? Mach! Boa hey!“ Ne, km/h. Oh. Naja. Da hat bestimmt was auf der Bahn gelegen. Aber auch das Blitzerfoto gibt keinen klaren Hinweis. Auch ein vorwurfsvoller Blick in Richtung Rolfs Bremshebel-Pfoten bringt nichts. Unsere Erklärung: „Schlechtes Material hatten andere bestimmt auch.“ Nur 500 Meter die Straße runter folgt zum letzten Mal „Hütchen schubsen“. Walter quietscht schon ordentlich um den gesperrten Parkplatz. Die Referenzzeit ist mal wieder völlig außerirdisch. Okay. 3. 2. 1. Los. Noch enger als alles zuvor. Und gleich nochmal. Man, das war hart. Für den Fahrer wahrscheinlich auch. Hihi. Kurz vor dem Ziel haben wir es dann doch noch erleben dürfen. Schwarzwaldhochstrasse auf knapp 1100 Meter. Es ist rechts und links neben der Strecke tatsächlich weiß.

Ab ins Ziel. Die hier wartende und letzte Prüfung sorgte bei uns, wie auch bei vielen anderen, für den meisten Gesprächsstoff. Wir tauften diese auf „Blinde Kuh“. Rolf, die Muh, mit Tüte überm Kopf. Vor sich ein Hütchen-Kurs. 30 Sekunden Zeit. Rechts und Links und weiteres unsinniges Geblabber kommt einzig vom Co. Vertrauen pur. Horror. Man spricht links. Es kommt …… erst nix …….. dann immer noch nix …… dann Gas. Okay. Gelacht wurde viel. Drinnen und draußen. Bilder von Rolf mit Tüte auf dem Kopf werden meistbietend versteigert.

Es wird Abend. Siegerehrung. Walter ist immer noch dabei. Super. Auch das beschreibt den Stellenwert und die Qualität der Veranstaltung. Die umgekehrte Reihenfolge des Ablaufes ist sehr gelungen. Die Ehrung erfolgt nach dem spitzenmäßigen 4-Gang-Menü in der Wilden-Ritter genannten Hotel-Stube. Es ist schon fast nebensächlich, dass es auch eine Wertung gab. Ganz ehrlich, liebe Sports-Kameraden. So etwas herrlich Entspanntes und zugleich sportlich abwechslungsreiches haben wir schon lange nicht mehr, wenn nicht sogar niemals zuvor begleiten dürfen. Der Gesamtsieg durch das Team der RG Oberberg sei hier nur am Rande erwähnt. Das, was hier versprochen wurde, ist vollumfänglich eingehalten, nein, es ist übertroffen worden. Eine Erst-Veranstaltung hat keine Empfehlungen, keine Rezensionen. Langeweile oder Eintönigkeit sind Eigenschaften, die man dieser Veranstaltung definitiv nicht vorwerfen kann. Tolle Strecken. Super Organisation. Leckerer Gin. Die Opel-Mannschaft wird noch lange über die Blinde Kuh lachen.

Danke an Fabian für diesen Bericht. Ich habe Tränen gelacht.

Ach ja

Im Schwarzwald haben wir einen eigenen Ort!!!

Lieben Gruß

Fabian und Rolf