Unser Bericht vom Rallyewochenende enthält diesmal sehr gemischte Gefühle, dennoch möchten wir ihn gerne auch hier niederschreiben.
Das Ziel der Anreise ist Freitag Rheda-Wiedenbrück, wo es am Samstag die 6 Prüfungen der 36. ADAC die Thiel Gruppe Rallye Reckenberg zu bewältigen gibt.
Das Rallyezentrum ist auf das Firmengelände des Hauptsponsors, der Thiel Gruppe (VW/Audi) umgezogen – da auch die Räumlichkeiten des Autohauses genutzt werden können, liegt alles sehr zentral und bietet alles, was das Rallyefahrerherz begehrt. Es gibt entsprechend kurze Wege, beide Abnahmen liegen direkt nebeneinander, die Stellplätze für die Womos befinden sich auf der anderen Straßenseite, und die umzäunte Parkfläche des Autohauses dient unseren „Schätzchen“ als Übernachtungsmöglichkeit.
Die sehr hilfsbereiten, freundlichen und engagierten Vereinsmitglieder des MSC Rheda-Wiedenbrück lassen alles gut beginnen und auch für das leibliche Wohl ist hier jederzeit bestens und liebevoll gesorgt.
Bei dieser Veranstaltung sind auch zu unserer großen Freude viele Kollegen der RGO inclusive „Chef“ Dieter Jäkel mit Ehefrau Ellen, angereist, teils als Zuschauer und Anfeuerer, teils als Teilnehmer.
Im Laufe des Abends trifft sich dann „zufällig“ die halbe Rallyefamilie beim nahen Griechen und bei dem einen oder anderen Getränk ist die Stimmung hier prächtig.
Samstagmorgen geht es schon früh los, es gibt bereits um 7.00 Uhr die Bordbücher und so können wir die Strecken zur Erstellung des Aufschriebs unter die Räder nehmen. Es stehen 6 Prüfungen an, 2 Rundkurse und eine Sprint – je zweimal zu befahren und im Grunde reiner Asphalt.
Auf den ersten Blick gehen wir von keinen großen Problemen aus, denn alleine durch die nördliche Lage im Land gibt es hier streckenmäßig keine so großen Herausforderungen. Allerdings dürften wir auf den langen Graden mit unserem doch ziemlich „schweren“ Frosch nicht unbedingt einen Vorteil haben, ansonsten sehen wir erstmal keine besonders „brenzligen“ Ecken – ein paar „blöde“ Schikanen (die uns und einigen Kollegen später zum Verhängnis werden) – nein, diesmal leider keine Strohballen, sondern extrem leicht verrutschbare Baken. Haben wir grade wirklich „leider“ im Bezug auf Strohballen geschrieben 😂??
Unsere F05 ist mit 12 Startern gut und auch qualitativ wieder sehr stark besetzt, unter anderem mit unseren Clubkameraden Dietmar und Klaus, also heißt es sofort maximale Konzentration und Gas geben.
Das Wetter ist trocken und sonnig – im Laufe des Tages auch angenehm warm, dennoch müssen wir immer wieder zusehen, dass die Reifen auf Temperatur bleiben um den nötigen Grip behalten. Auf dem Boden ist es nach der kühlen Nacht und den vielen langen Graden nicht einfach diese warm zhalten.
Einige Kollegen rutschen da leider etwas unsanft über die Acker oder bleiben im Graben stecken – aber Gott sei Dank alles nichts dramatisches und „nur“ Blech….trotzdem immer schade.
Unser Frosch läuft von Beginn an perfekt, die Crew ist heute super eingespielt, es gibt keine Hakler im Aufschrieb, nur sehr kleine Fehler wie den verpassten Bremspunkt an der DK 1 (das scheint aber so einigen anderen auch passiert zu sein)…aber alles gut.
Zur Pause führen wir die Klasse ziemlich sicher an und gehen natürlich entsprechend gespannt und konzentriert in die zweite Runde.
Auch hier läuft alles nach Plan, wir erlauben uns diesmal wirklich keine Fehler und können sogar ein wenig „Dampf vom Kessel lassen“ und verwalten.
Insgesamt legen wir von 6 Prüfungen 4 Bestzeiten hin – kommen freudestrahlend als Klassensieger mit 15 Sekunden Vorsprung auf P2 und einem grandiosen 8 Platz im Gesamt ins Ziel. Einfach nur Mega happy, zumal es ja Luft nach oben gab…
Leider kommt nach etwa einer Std. Parc Fermé das böse Erwachen für uns und einige andere Teilnehmer in Form von rund 25 vergebenen Strafzeiten, unter anderem für das bloße Berühren der leichten Bakenschikanen – diese Strafzeiten haben es mit 30 Sekunden absolut in sich und hauen das Klassement mal richtig durcheinander.
Ganz klar, Schikanen habe ihre Berechtigung und sollen einbremsen – wenn jemand abräumt, auslässt oder deutlich verschiebt – das MUSS bestraft werden – aber für das bloße Berühren direkt die volle Strafe – naja, wir finden das extrem ungerecht. Bei einer nationalen Rallye kannst Du da im Grunde sofort aufladen und abreisen.
Wir haben wohl 2x touchiert, bekommen 60 Sekunden eingeschenkt und verlieren damit den Klassensieg, rutschen auf Platz 3 ab. Die Kollegen die nun die Plätze „geerbt“ haben sind da alles andere als glücklich drüber und trösten uns auch entsprechend – trotzdem sind wir so enttäuscht und auch wütend (natürlich nicht auf die Kollegen!), dass wir es vorziehen der Siegerehrung fern zu bleiben.
Auch wenn es auf den ersten Blick unsportlich aussehen mag, dass sollte es sicher nicht sein, nur wenn unter Umständen dort im Affekt Worte fallen, die man später bereut, ist der Schaden weitaus größer.
Wir gönnen jedem Teilnehmer die Siege und die erreichten Platzierungen total und es ist vollkommen klar, dass diese überhaupt keine Schuld an unserer Misere trifft. Im Nachhinein hätte man vielleicht massiver versuchen sollen dagegen anzugehen (oder eben die Schikanen gar nicht erst zu berühren ;)) – aber hätte, wenn und aber – es ist jetzt, wie es ist. Auch das gehört wohl zum Lernprozess dazu…
Der Ärger und die Enttäuschung darüber, nach einer fehlerfreien schnellen Rallye am „grünen Tisch“ soviel zu verlieren ist schon groß und im Augenblick ist die Rallye Reckenberg für uns kein Thema mehr – schade eigentlich, denn kompakt und gut organisiert ist diese Veranstaltung allemal.
(Bilder: eigene, Andreas Friebel, Jörg Rautenberg, Jan-Oliver Scharf)