…auch eine schöne Geschichte aus der gemeinsamen Rallyezeit mit Frank ereignete sich bei unserem ersten Start bei der Osterrallye Zerf. Neben den tollen Strecken und auch starken Fahrern da unten, hatte ich als Beifahrer einen sehr schönen Moment, als ich eine ‚Links voll über Kuppe‘ ansagte und Frank auch wirklich hat stehen lassen. Da war das Vertrauen voll da, so wie es sein soll. Leider hatte ich mich kurz danach vertan und sagte anstatt einer L2+ eine R2+ an. Sowohl Frank als auch ich merkten es aber glücklicherweise direkt, ich korrigierte mich und durch den Schlenker den Frank für die Anfahrt der R2+ machte, passte die L2+ gar nicht sooo schlecht. Aber durch meinen Fehler brauchten wir wieder einige Zeit, bis das Vertrauen zurück war.
Rallye Birkenfeld 2002, Foto: Sascha Dörrenbacher
Aus beruflichen und zeitlichen Gründen bin ich ab 2003 dann aus dem Rallyesport ausgestiegen und nur noch Slalom gefahren. Dies war für mich zeitlich besser zu organisieren. Viele konnten das nicht verstehen, denn einige wissen nicht was Slalom ist oder sein kann. Ich habe immer gerne den Vergleich mit dem Ski-Sport bemüht, denn auch dort gibt es Slalom, Riesenslalom und Super-G. Neben den Slaloms auf kleinen Kursen gab es mittlerweile auch schnellere und längere Strecken. Mit den „5000er“ z.B. auf den Flugplätzen Wunstorf, Alhorn, Berlin,… haben wir im Slalom teilweise längere Strecken als bei manchen Bergrennen. Geschwindigkeiten von 130-150 km/h in einem Schweizer und Top-Speeds von 200 km/h waren dort keine Seltenheit.
Ab der Saison 2003 bin ich in die Slalom-DM eingestiegen und habe an Veranstaltungen der Region Nord teilgenommen. Die Slaloms, die sich hier in der Nähe befanden (z.B. Hagen – damals traditionell der Auftakt der Slalom-DM) bin ich mit dem Escort gefahren, der zwischenzeitlich auf stehende Dämpfer und Spiralfedern an der Hinterachse umgebaut worden war. Die Veranstaltungen im hohen Norden (z.B. auf dem Flugplatz in Alhorn oder dem Fliegerhorst in Eggebek bei Flensburg, bin ich zusammen mit Mario Reichler auf seinem BMW 325i in der Gruppe G gefahren. Das war wirklich ein Unterschied wie Tag und Nacht, – es war unglaublich für mich, wie schnell man auf Anhieb mit einem BMW unterwegs sein kann, im Vergleich zum Escort. An Stellen und bei Geschwindigkeiten, wo man mit dem BMW recht unaufgeregt und zügig unterwegs war, hätte man sich mit dem Escort schon halb überschlagen (zumindest gefühlt).
Foto: MovieGeorg
Da die Veranstaltungen im Rahmen der DM sich in aller Regel über 2 Tage erstreckten und man somit auch eine Übernachtung hatte, boten sich viele Gelegenheiten die Slalomkollegen auch mal abseits der Strecke von einer ganz anderen Seite kennen zu lernen. Ewig in Erinnerung werden mir z.B. zwei Abende im Alhorner Krug bleiben: eines Abends im August saß man abends bei sommerlichen Temperaturen und einem kühlen Bier draußen auf der Terrasse und bekam neben vielen lustigen Geschichten auch plötzlich ungeahnte Fähigkeiten Einzelner geboten. So fing an jenem Abend z.B. Horst Günther Bockting plötzlich an kleine Zauberkunststückchen zum Besten zu geben, – wer hätte das gedacht?
Einige Jahre später, auch in Alhorn, hatte unser Wirt schon die Nase voll von uns und wollte unbedingt ins Bett, während wir alle gerade gut in Fahrt waren. So mussten wir im Laufe des Abends gegen 1:00 Uhr nachts noch die Lokalität wechseln. Wer Alhorn kennt, weiß, dass es dort keine unbegrenzten Möglichkeiten gibt und so wanderte der ganze Trupp (Christian Laumann, Klaus Königsberg, Kurt Schlupp, Mike Röder, Ingo Gutmann, Susi und ich) auf die andere Straßenseite in die Bahnhofskneipe. Wir befanden uns Mitte der 2000er Jahre, doch der Straßenwechsel bescherte uns auch eine Zeitreise zurück in die 80er, – die Musik, die Klamotten der Leute, Mini Pli bei manchen männlichen Zeitgenossen, Dauerwelle und Fönlocke bei den Damen und die Dorfrocker. Übrigens, es handelte sich nicht um eine Motto-Party.
Nach ein paar weiteren Bierchen gab es irgendwann einen kurzen Moment als die Stimmung zu kippen drohte. Was war passiert? Christian Laumann war kurz auf Toilette gewesen und hatte anscheinend nichts Besseres zu tun, als einem der an den Armen komplett tätowierten Dorfrocker, während sie nebeneinander an den Urinalen standen, zu sagen: „Ey, Du hast dreckige Ärmchen, geh die besser mal waschen“.
Aber zum Glück war die Situation nach wenigen Augenblicken wieder entspannt, die beiden hatten sich wieder lieb und tranken an der Theke ein Bier.
(Es hat Wochen gedauert, bis ich Susi glaubhaft versichern konnte, dass solche Abende nicht die Regel sind und auch wieder mal allein auf eine 2-Tages Veranstaltung fahren durfte )
Zu den DM-Endläufen in der 2003er Saison ging es mit der gesamten deutschen Slalomelite im Oktober auf den Fliegerhorst nach Wunstorf. Dies war ein absolutes Highlight für mich, da ich dort auch erstmals namhafte Größen aus dem Süden, wie einen Reinhard Nuber, Rainer Krug, Hans Martin Gass,…u.a. traf.
Martin Höhle hatte schon oft auf den Clubabenden von den großen Flugplätzen geschwärmt und nun war ich dort auch erstmalig mit dem Escort unterwegs. Das ist schon eine komplett andere Liga, Pylonenabstände von teilweise mehr als 50m und dann vom Taxi Way links auf die große Landebahn, – Martin sagte die Ecke geht voll, also – Pobacken zusammenkneifen, 5Gg voll, einlenken und hoffen, dass man sich die Position der nächsten Pylone richtig gemerkt hatte, denn ansonsten ist man am Tor vorbei oder eben viel zu langsam.
Foto: MovieGeorg
Mit dem roten Escort (immer noch mein Erster) wechselte ich über die Jahre auch von der Gruppe F in die Gruppe H, obwohl das Auto zu Beginn techn. weitestgehend unverändert war.
Im Jahr 2005 bin ich mein erstes Bergrennen gefahren, die Taunus Bergprüfung in der Nähe von Lorch am Rhein, die als Gleichmäßigkeitsprüfung angelegt war. Wenn ich mich recht erinnere, gab es damals noch keine Mindest-Fahrzeit, sodass wir trotzdem versucht haben, den Berg so schnell wie möglich zu erklimmen.
Das Jahr 2006 fing hochmotiviert an und ich fieberte dem Saisonauftakt in Hagen entgegen. Über den Winter hatte ich einen neuen Fächerkrümmer gebaut, der nochmal etwas Leistung und den Escort nun auf knapp über 195PS brachte. Am Samstag hatte ich extra nochmal alle Flüssigkeiten erneuert und die Ventile eingestellt, da ich beim Warmlauf ein leichtes „tickern“ wahrgenommen hatte. Am Sonntag in Hagen angekommen, habe ich wie gewohnt das Auto abgeladen und die techn. Abnahme absolviert. Kurz vor dem Start war wieder dieses leichte „tickern“ zu hören, aber irgendwie war der Drang zum Fahren stärker als das Geräusch ernst zu nehmen. Es kam was kommen musste, – im ersten WL bin ich mit einem Motorschaden ausgefallen. Zu Hause angekommen und den Motor aufgemacht, hat sich das ganze Ausmaß schnell gezeigt. An Zylinder 4 ist ein Ventil abgerissen, hat den Kolben zerstört, ebenso war der Brennraum des Kopfes völlig am A… und sogar das Böckchen des letzten Nockenwellenlagers ist vom Kopf abgerissen. Auslöser war ein verstellbares NW-Rad aus Aluminium, das einen Riss hatte. Dieser Riss war direkt an der Kante der Unterlegscheibe, die unter der Befestigungsschraube sitzt und daher auf Anhieb und vorher nicht zu erkennen.
Das war die Zeit, in der ich mich dann verstärkt um den Aufbau des neuen Renners kümmern konnte, der dann kompromissloser an das Gruppe H Reglement angelehnt werden sollte und auch einen stärkeren Motor bekommen sollte.
Als Basis hatte ich Jahre zuvor eine alte Rundstreckenkarosse erworben (Das Auto wurde in den frühen Jahren beim Langstreckenpokal und z.B. beim 24h Rennen 1986 von Wilfried Eichen, Olaf Manthey und Jürgen Zanetti eingesetzt, die in dem Jahr leider früh ausgeschieden sind), die ich zu einem Slalomauto umgebaut habe. Den Motor hat Stefan Glass vorbereitet und der 8V Einspritzer leistete am Ende 217PS.
Der Neuaufbau des Autos dauerte bis zum Jahr 2009 und ich habe damit wie gewohnt, sowohl regionale als auch deutschlandweite Slalomveranstaltungen besucht. Auch im Süden, bei den traditionsreichen Veranstaltungen wie in Schonach und in Freiamt wollte ich mal vorstellig werden, nachdem Olaf mir immer davon vorschwärmte. Auch das ist eine komplett andere Liga des Slalomsports, die wir hier im Rheinland seit Anfang der 90er nicht mehr kennen – ein Slalom auf einer Landstraße! Das ist schon speziell wenn die Pylonen der Tore auf den weißen Randstreifen stehen und links Böschung und rechts ein Abhang ist. Auch das Fahrerlager auf der Landstraße hatte mehr Flair von einem Bergrennen, als von einem Slalom und die Starterfelder, insbesondere in der H2000 (tlw. mehr als 30 Konkurrenten, hauptsächlich auf Kadett C) waren im Süden unvergleichlich!!
Zusammen mit Martin, Achim und Olaf bin ich auch bei einigen NAVC- Bergrennen (Grenderich, Klotten, …) am Start gewesen. Voller Respekt bin ich zu dem ersten NAVC-Bergrennen nach Grenderich an der Mosel gefahren. Auch hier hatten wir in der 2l-Klasse mehr als 30 Starter und ich musste feststellen, dass auch hier alle nur mit Wasser kochen – am Ende belegte ich den 6 Platz.
Im Jahr 2016 wurde das Auto dann nach England verkauft, wo sich mittlerweile seine Spur verloren hat.
Meinen ersten Escort hatte ich all die Jahre in der Ecke stehen. Der ursprüngliche Plan war, lediglich 3-4 kleine Löcher zu schweißen und dann die Karosse mit allen doppelten Teilen, die man über all die Jahre gesammelt hatte, als Ersatzauto fertig zu machen.
Am Ende ist ein kompletter Neuaufbau draus geworden.
Foto: Toppmöller Fotografie
Gruß Hübi