Während ich hier sitze und versuche auch von meinem Werdegang ein paar Zeile zu formulieren, muss ich feststellen, dass die Frage „wie ich zum Motorsport gekommen bin“ gar nicht so einfachund eindeutig zu beantworten ist. Von meinen Eltern kann ich das Gen jedenfalls nicht geerbt haben, denn die hatten mit Motorsport nichts am Hut. Den einzigen Kontakt, den meine Eltern mit Motorsport hatten, war jener Tag, als sie mit dem 56er Käfer meines Vaters (ich meine es war schon die „Rakete“ mit 30PS) eine Runde über die Nordschleife gefahren sind.
Mein Vater fragt sich sicherlich heute noch, was in der Erziehung ihres Sohnes so falsch gelaufen ist, dass ich mich diesem Hobby zugewandt habe und mein Geld in Autos stecke.
Also zurück zu mir, es haben sich bei mir mit der Zeit einfach viele Dinge ergeben, man hat die unterschiedlichsten Leute kennengelernt und ist am Ende da rein gerutscht .
Aber nun von Anfang an, auch wenn ich mich nicht, wie Reiner Witte, an alle Einzelheiten erinnern kann (jetzt ist die Frage, ob das für einen Mitt-50er eher ein gutes oder schlechtes Zeichen ist?).
Als Kind und Jugendlicher war ich schon immer von Auto’s angetan, habe mit ihnen gespielt, Modellbausätze zusammen geklebt, gesammelt und z.B. die Zeitschrift „Rallye Racing“ war ein Muss. Dort haben mich die tollen Autos von damals, mit ihren Verbreiterungen, Scheinwerfern,
bunten Lackierungen, … und auch die Berichte von den Rallyepisten und Rennstrecken fasziniert, doch für mich war „Rennen Fahren“ immer etwas für Leute mit Geld. Damals, Mitte der 80er Jahre begann ich meine Lehre und hatte nicht viel Geld zur Verfügung. Nach der Lehre stieg das Gehalt (leicht) und ich lernte in der Firma, in der ich arbeitete, Stefan Trenkel kennen (einigen RGO-Mitgliedern auch heute noch bekannt). Er ist damals ab und zu schonmal selbst eine Rallye auf einem BMW 323i gefahren und zeigte mir, dass man auch Motorsport mit einem überschaubaren Geldbeutel betreiben konnte (auch wenn ein 323i nicht zu den Schnäppchen zählte) und es nicht nur um die WM gehen konnte.
1987 war ich dann zusammen mit Stefan auf meiner ersten Rallye als Zuschauer und lernte dort seinen Freund Wolfgang Pletsch kennen und wir fuhren zu keiner geringeren Rallye als der Köln-Ahrweiler, – damals die letzte Rallye nach dem alten Konzept, dass die WP’s nicht trainierbar
waren.
Dieses Flair, – auf jedem noch so kleinen Plätzchen vor den Eifeler Fachwerkhäuschen hatte sich ein Team breit gemacht und sowohl das bunte Rallyeauto als auch Servicebusse standen davor. (Dies ist leider bei den heutigen Veranstaltungen durch die Serviceparks komplett auf der
Strecke geblieben und nur noch bei dem ein oder anderen Bergrennen zu finden). Die erste WP die wir uns anschauten führte über die Nordschleife und als ich die rot-weißen Curbs in Wehrseifen zum ersten Mal live sah, hat es mich total gepackt.
Nachdem wir wieder zu Hause waren, waren die Zeitschriften „Marktplatz“ und „Such&Find“ die Pflichtlecktüre in den Mittagspausen, um ein geeignetes Auto für den Start meiner Rallye-Karriere zu finden, denn das was ich bei der RKA sah, wollte ich auch.
An Heiligabend auf der Familienfeier erzählte ich irgendwann von meinem faszinierenden Erlebnis in der Eifel, da schaute mich meine jüngere Cousine mit großen Augen an und frug: „wie, Du warst auch da?“ Was für eine Überraschung, denn ich hätte alles erwartet, aber nicht, dass
sich meine Cousine für Rallye interessiert. Und so kam es, dass die folgenden Jahre gemeinsam zu vielen Rallyes als Zuschauer und zum Fotografieren gefahren sind. Neben den regionaleren Rallyes wie Oberberg, Wuppertal, Hemer, oder in der Eifel, standen auch Besuche bei der Sachs-Winter Rallye oder der Hunsrück-Junior auf dem Programm. Ein weiteres Highlight war der Besuch der Boucles des Spa im Jahr 1990 zusammen mit Wolfgang Pletsch, unvergessen die Nacht-WPs und anschließende Übernachtung im Sierra-Kombi auf einem Parkplatz oberhalb von Stavelot.
Über die gemeinsamen Touren mit meiner Cousine lernte ich dann schnell Leute aus dem Wahlscheider Umfeld kennen, wie z.B. Dirk Tillmanns, Dieter Walterscheid, Heinz-Robert und Friedel Jansen, Walter Hornung, … . – Man war das eine tolle Zeit, mit vielen schönen Momenten und Action.
Parallel dazu lernte ich in der Zeit Udo Kohlgrüber kennen, der schon seit längerem an seinem C-Kadett schraubte und damit Slalom fuhr. Auch da bin ich oft mitgefahren und habe mir das Treiben auf den Slalomstrecken angesehen und Fotos gemacht. Da Udo schon damals in der RGO
war, ergaben sich weitere Kontakte zu unserem unvergessenen Club-Kollegen Mario Reichler, Georg Schuwirth,… und Udo schleppte mich irgendwann zu einem Clubabend mit, an dem ich auch direkt meine Mitgliedschaft beantragte.
Aber nochmal zurück zum Thema Autokauf: irgendwann im Jahr 88 (ich glaube im Frühjahr) hatten wir das richtige Auto gefunden, einen Escort RS2000 den ich in der Gruppe G einsetzen wollte. Der RS zählte damals zu den Auto’s mit einem sehr guten Leistungsgewicht in der Gruppe G und war damals noch weit verbreitet und es gab viele Teile.
Mit tatkräftiger Unterstützung von Stefan Trenkel und Wolfgang Pletsch haben wir den Escort zum Rallyefahren aufgebaut, doch als er 89 fertig wurde, war er so schön geworden, dass ich mich nicht mehr getraut habe, – war ich doch bis dahin noch nie einen Hecktriebler gefahren .
Also wurde das Auto vorerst nur ab und zu auf der Straße bewegt.
Da sich bei einer Fahrt über die Autobahn der damalige Serienmotor verabschiedete, ließ ich mir von Winfried Müller aus der Nähe von Bonn (eine bekannte Größe in der Escort Szene) meinen ersten „echten“ Motor (mit 2 IDF Doppelvergasern, Nockenwelle, Kopfbearbeitung,
Fächerkrümmer…) bauen, der am Ende 185 PS hatte, was für den Anfang reichen sollte.
Die Sache ließ mir aber keine Ruhe, immer nur Zuschauer sein reichte irgendwann nicht mehr, das Auto war vorhanden, also beschlossen Wolfgang und ich mal ein paar Slaloms zu fahren und wir nahmen auch an einem Fahrerlehrgang und anschließender Leistungsprüfung in Zolder teil.
Foto: BR
Da ich ab 91 mit Fachabi und anschließendem Studium begonnen habe, blieb der Escort die meiste Zeit in der Ecke stehen und ich bin nur ganz vereinzelt mal einen Trackday gefahren.
Aber ich trieb mich weiterhin auf diversen Veranstaltungen zum Zuschauen und Fotos machen rum und zusammen mit Udo Kohlgrüber sind wir in der Zeit unsere erste Rallye überhaupt auf dem Truppenübungsplatz Hemer in der Nähe von Wuppertal gefahren. Damals auf einem Kadett
C, den er von Günther „Bubi“ Werner erstanden hatte.
Mittlerweile hatte ich über den Slalom und die RGO guten Kontakt zu Frank Eisemann, der neben dem Slalom auch ein Herz für den Rallyesport hatte, so beschlossen wir im Jahr 1998 gemeinsam eine Rallye zu fahren. Frank bereitete einen seiner unzähligen Kadetten vor und wir starteten bei der Rallye Daun. Der Veranstalter hatte mit einem sehr geringen Schotteranteil geworben und wir dachten, das wäre doch etwas für den bildschönen, gelb weißen Kadett mit Slalom-Fahrwerk. Leider lagen wir damit falsch, denn das Auto setzte auf dem Teilstück permanent auf
und es tat einem in der Seele weh. Auch die Temperaturen von >32°C und eine Luftfeuchtigkeit von gefühlt >90% machten den Ausflug in die Eifel nicht gerade zu einem Traumstart in unsere gemeinsame Rallyelaufbahn.
Dennoch hatten wir jede Menge Spaß an dem Tag und es war klar, dass dies nicht unser letzter gemeinsamer Einsatz sein sollte.
Das Studium war zwischenzeitlich abgeschlossen (Zeit und Geld war nun ja in unerschöpflichen Mengen vorhanden – so waren zumindest einige Kommentare von manchen Freunden und Bekannten zu verstehen), sodass ich mich jetzt etwas mehr mit meinem Hobby beschäftigen
konnte und nun regelmäßiger Slaloms auf dem Escort gefahren bin.
Foto: MovieGeorg
Ab dem Jahr 2000 bin ich dann neben dem Slalom, zusammen mit Frank als Fahrer regelmäßig Rallyes gefahren. Er hatte zu dem Zeitpunkt unseren bekannten „Reggae Kadett“ an Land gezogen und für den Rallyeeinsatz vorbereitet. Eine schöne Zeit, die mir sehr viel Spaß gemacht
hat. Auch war es toll zu sehen, wie sich Frank entwickelte, auf Asphalt von Beginn an schnell, aber auf Schotter sehr vorsichtig, hatte er zum Schluß richtig Spaß an Schotter-WP’s.
Unvergessen in dem Zusammenhang die Rallye Siegerland-Westerwald auf dem Truppenübungsplatz Stegskopf. Wir stehen gerade an der DK einer WP und ich hole mir den Stempel, plötzlich schreit Frank uns sinngemäß an „Mach hinne, gib Gas, wir müssen weg hier!!!“
– hatte er im Rückspiegel Schmidti (Markus Schmidt) auf seinem sauschnellen, babyblauen Escort auf uns zufliegen und kommen sehen. Unfassbar, da hatte der Kerl uns tatsächlich mehr als 30 Sek. auf der WP eingeschenkt und wir dachten schon für uns, – war ja gar nicht so schlecht! Aber das hatte auch etwas Gutes, denn diese Geschichte kommt immer wieder hoch und zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht
Rallye Siegerland-Westerwald 2002, Foto: Korbach Sportfoto
…Teil 2 folgt in Kürze.
Gruß Hübi