59. Ori MSC Heiligenhaus – erneuter Versuch nach 30 Jahren

Tatort letzter Clubabend: Aus einer Laune heraus beschlossen Annette und ich bei der 59. Ori des MSC Heiligenhaus am 19. März an den Start zu gehen.
Nun war guter Rat teuer – so war ich doch rund 30 Jahre lang keine Orientierungsfahrt mehr gefahren und die „Horrorgeschichten“ der Speziallisten angeführt von Rainer Witte machten das Thema nun auch nicht einfacher. Zwar hatten Dietmar und ich in den letzten Jahren die Posten und Baumaffen bei unserer Ori gesetzt – doch die Beweggründe von Rainer hinsichtlich mancher Streckenführung waren mir immer ein gewisses Rätsel geblieben. Einzige Hoffnung war, dass man den Neulingen in der Klasse „N“ nicht unbedingt sämtliche Gemeinheiten der Profis aufbürden würde.

Oris beim MSC Heiligenhaus haben eine sehr lange Tradition, wie der Name schon sagt. Absoluter Respekt vor dem Verein 59 Veranstaltungen in Folge durchgeführt zu haben. Bis dato war ich drei solcher Orientierungsfahrten, alle beim MSC, gefahren. In den 80ern zählte der Orientierungssport zur Kategorie Rallye. Wenn man damals Rheinlandpokal und auch Gaupokal Rallye ernsthaft fahren wollte, ging kein Weg am Saisonauftakt des MSC Heiligenhaus vorbei. Die Veranstaltung wurde damals nach dem Reglement der neugeschaffenen Rallye 200 ausgetragen. Die Wertung erfolgte in der Gruppe H (nach Hubraum) und Gruppe G (nach Leistungsgewicht). Es waren Orientierungsetappen über insgesamt 200km (keine WPS oder GLPs!) zu bewältigen. Das Organisationskomitee zog damals so ziemlich alle Register – Scheunendurchfahrten gehörten damals fast zu Selbstverständlichkeit – Ortschaften wie Kotten und Probstbalken hatten den gleichen Ruf, wie der Col de Turini bei der Monte. Gefahren wurde im Wesentlichen nach Pfeilskizzen auf Folie, die auf die Karte aufzulegen waren und im Einbahnstraßensystem. An alle Ergebnisse kann ich mich nicht mehr erinnern, allerdings ist der Klassensieg (1. von 2 😉 ) mit Hermann Bongen als Fahrer unvergessen. Wir fuhren damals einen brandneuen VW Bus Synchro in der G1 (hochgestuft wegen Allradantieb!). Gut erinnere ich mich, als wir auf dem Parkplatz des Rösrather Möbelzentrums im wilden Drift um die Ecke kamen und der Kopf von Jürgen Tillmanns noch etwas an Farbe zugelegt hatte!

Zurück in die Gegenwart:
Nun standen Annette und ich auf der Teilnehmerliste.. was braucht man eigentlich für eine solche Veranstaltung, wie bereitet man sich vor?
Eine große Hilfe beim Verstehen der Aufgaben, waren die Aufgabenstellungen und Lösungen ehemaliger Oris auf der Homepage des MSC Heiligenhaus. Die habe ich dann mal hergenommen und versucht durchzuarbeiten. Das war am Anfang durchaus schwierig, da ich immer noch das strikte Einbahnstraßensystem der 80er im Kopf hatte, und viel zu kompliziert löste. Eine Aufgabenstellung war für mich unlösbar, so dass mal wieder Rainer Witte her musste. Er klärte mich auf, dass es auf der Karte nicht lösbar sei und man dies in Natura sehen müsse – die eingezeichnete Kreuzung gab es nicht mehr, es war eine Sackgasse … OK……..
Was braucht man ansonsten: Kartenbrett, Leselampe, eine Lupe (ja – das Alter), irgendwas zur Bewältigung der GLP am Anfang. GLP? Ja – ab Start gab es in den letzten Jahren auf den ersten Kilometern immer eine GLP zu fahren. Der Fahrerbrief sagte ca. 2km im 20er Schnitt. Hm – ca. und Schnitt – also 2km entspricht bei 20km/h 6min ..aber das ca. !? Wieder Rainer Witte kontaktiert, was ich denn davon halten solle. „Alles halb so wild“ meinte er „Die GLP wird nur bei Punktegleichheit und bei Karenzgleichheit herangezogen“.

So trafen wir uns am Samstagmittag am vereinbarten Treffpunkt. Annettes Auto frisch gewaschen – so gehört sich das, wenn man zu einer Veranstaltung fährt!
Guter Laune machten wir uns auf den Weg nach Wahlscheid zum Start- und Ziellokal, begleitet von Manfred am Telefon, der uns die letzten Tipps und Ermahnungen mit auf den Weg gab, während er seine Hände im Porschemotor hatte.
Am Start waren 5 Teams der RGO – außer uns Manfred Adolfs mit Hartmut Hoffmeister in der Klasse A/K; Monika Schmidt und Dieter Jokisch (A/K); Norbert Schneider und Klaus Greisner (N) sowie Adrian und Rainer Witte (C). Auf meine Frage, ob schon eine Mannschaft genannt wäre, kam ein „Nö“ – schließlich sei der Sportleiter am Start und dies sein Job .. OK – also genannt, Quittung an die anwesende Schatzmeisterin übergeben – fertig!

Beim erneuten Durchlesen der Aufgabenstellung, macht mich der Satz stutzig „Pfeile dürfen nicht entgegengesetzt befahren werden“ – auf die Frage, ob das nur für die Aufgabe, oder für die Veranstaltung gelten würde, dann die Antwort “ so wie es da steht, morgen darfst Du wieder“ – ein echter Jokisch und direkt seine Frage hintendran “ .. und gilt das auch für teilweises Befahren?“
Ja, man bekommt direkt geholfen 😉 und es werden sofort Themen behandelt, an die man noch gar nicht gedacht hat.

Die Fahrerbesprechung um 15 Uhr brachte eigentlich nichts neues. Es wurde das Aussehen der Kontrollen und Baumaffen behandelt. 180min Fahrzeit bei 114km und 90min Karenz. Mit einer Ermahnung „uns an die Straßenverkehrsordnung zu halten“ schickte uns Fahrtleiter Hans Grützenbach auf die Strecke und wünschte uns „Viel Erfolg“.

Um 16:07 Uhr war es dann für Annette und mich soweit. Annette im Auto sitzend und ich im Startlokal, nahm ich die Fahrtunterlagen eingegeben und betätigte den 6min Countdown. Zeitgleich startete Annette ihre „Schnitt-App“ und es ging los. Diese GLP am Anfang ist eine echte Gemeinheit, man hat wenig Zeit sich zu organisieren und orientieren…
Parkplatz raus, Ampel links auf die B484, 2. rechts .. da ist ein Zacken im Pfeil..? Parkplatz? Wir drauf – da steht ein Feuerwehrauto ohne „K“ – der Typ interessiert sich nicht für uns .. seltsam.
Parkplatz wieder runter (.. und den ersten Baumaffen „0“ an einem Stein übersehen, wie wir später feststellten). Langsam ans Ziel der GLP heran gefahren und nach 6min abgegeben .. (es waren weniger als 2km und die Sollzeit war 5:35 – die Schnittapp versagte / bzw. wir bedienten sie falsch). Machte uns und unserer guten Laune aber überhaupt nichts aus, denn wir wussten es zu diesem Zeitpunkt ja nicht besser.
Die ersten Aufgaben dienten erst einmal dazu Strecke zu machen und die Neulinge an das Fahren nach Karte und Pfeile zu gewöhnen. Die erste Herausforderung dann irgendwo im Nirgendwo des Rhein-Sieg Kreises als der Pfeil, sicherlich altersbedingt des Erstellers und den damit nicht mehr ganz ruhigen Händen geschuldet, etwas zackig wurde und dicht neben der eigentlichen Straße her ging.
Von wegen – hinter einem Busch ein Baumaffe und direkt darauf ein parallel verlaufener, zugewachsener Alternativweg. Damit war klar, dass man auf alles gefasst sein musste (also genau so wie in den 80ern) und der Zeichner keineswegs zittrig ist. Ab diesem Zeitpunkt benutzte ich durchgehend die Lupe, um die genaue Streckenführung zu ergründen.

Aufgabe 5

Konzentriert und dennoch Spaß habend, setzten wir unsere Reise fort, auch wenn Annette mich fragte, welchen Sinn denn die Autowäsche vor dem Start gehabt hätte. Liebe Annette: Auch bei einer Rallye wäscht man vorher das Auto, (es soll aber Ausnahmen geben – so wurde der Rallye Köln-Ahrweiler Dreck, auch schon mal von einem TK bei der Rallye Kempenich bemängelt) auch wenn man genau weiß, wie es nachher aussieht!
Der Rhythmus war gefunden, vor jeder neuen Aufgabe ein kurzer Halt um die jeweilige Fahrtstrecke festzulegen. Bei Aufgabe 7 passierte es – ich viel in das Muster der 80er zurück und baute das Einbahnstraßensystem unbewusst wieder in die Aufgabe ein…das sollte uns später einen Fehler wegen einer zu viel geholten Kontrolle kosten.
Aufgabe 7So schafften wir auch die letzten Aufgaben und beendeten die Fahrt 2min vor Ende der eigentlichen Fahrzeit und ohne Inanspruchnahme der Karenz.
Im Ziel wurde uns schnell klar, dass wir die „0“ nicht gefunden hatten, die GLP nicht optimal war und in Aufgabe 7 ein Bock drin sein musste. Sollte das alles gewesen sein?
In der Tat! Bei Aushang der Ergebnisse war klar, dass dies unsere einzigen Fehler gewesen sind und wir Platz 3 von 15 Neulingen errungen hatten! Die Freude war riesengroß und wir beschlossen auf der Stelle, dass wir gemeinsam eine solche Veranstaltung wiederholen werden.

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Die anderen RGO Ergebnisse waren gemischt. Manfred Adolfs und Hartmut Hoffmeister waren mit ihrem 2. Platz in der A/K sichtlich zufrieden, Monika Schmidt / Dieter Jokisch dachten auf Grund zweier Fehler eher ans vorzeitige nach Hause fahren, doch war ihr 3. Platz in der A/K durchaus respektabel. Norbert Schneider / Klaus Greisner kämpften nach Einbruch der Dunkelheit mit der Sicht und wurden 11. in der N. Hinter ihren Möglichkeiten blieben sicherlich Adrian und Rainer Witte. Zwei Fehler sind bei den Profis und Leistungsdichte der C wohl zu viel, so dass der 5. Platz einen eher betrübten bis nachdenklichen Zug auf das Gesicht von Rainer zauberte.
In der Endabrechnung schaffte es unsere Mannschaft auf den 4. Platz und brachte uns zwei Flaschen Wein ein.

Fazit von mir: Ein gelungener Nachmittag mit einer bezaubernden Fahrerin, der viel Spaß gemacht hat. Wiederholung ist ja schon besprochen ..

Nun könnte ich als nächstes mich mal wieder im Slalom versuchen …

Dieter